Nach dem Entschluss, sich
mit klassischer Musik zu beschäftigen, steht man zunächst vor einem
Problem, dessen Lösung sich allerdings sehr schnell als eine
faszinierende Tätigkeit herausstellt, die einer Detektivarbeit
gleicht.
Die Frage ist nun ganz
schlicht: Wo soll ich in der klassischen Musik zu suchen
beginnen?
Das klingt aufgrund
der großen Menge an verschiedenen Epochen, Komponisten usw. nach
einer schier unüberwindbaren Hürde, bei der man fast verleitet ist,
aufzugeben. Doch diese Hürde lässt sich methodisch überwinden!
Zunächst hat schließlich
jeder einen Grund, weshalb er bei diesem Blog gelandet ist. Jeder von
uns hat schon passiv oder aktiv klassische Musik gehört. Und jedem
von uns ist die eine oder andere Melodie im Ohr, die gefällt, auch
wenn wir sie nicht unmittelbar zuordnen können oder nur Teilwissen
darüber besitzen (wie Titel oder Komponisten). Und hier beginnt die
Detektivarbeit: Das Stückwerk an Wissen muss ergänzt werden, sodass
jenes Musikwerk befriedigend definiert werden kann. Hierzu gehört
die Angabe des Komponisten, der Art der Komposition sowie der
Satzbezeichnung. (In Zeiten von Google,
Wikipedia und Youtube sollte eine befriedigende Bestimmung eines
Musikstückes rasch möglich sein.)
Sobald das entsprechende
Werk gefunden wurde, kann man mit der Beantwortung folgender Fragen
schnell sein Wissen ausbauen und Querverbindungen herstellen, die den
eigenen musikalischen Horizont formen und somit jede künftige
Recherche erleichtern:
- Wer hat dieses Werk komponiert?
- Ist das Musikstück ein alleinstehendes Werk oder gehört es zu einem größeren Ganzen?
- Welcher Gattung (Genre) lässt sich dieses Werk oder das größere Ganze (z.B. Symphonie, Sonate, Suite, Oper, …) zuordnen?
- Hat der Komponist weitere Werke dieses Genres komponiert?
- Welcher Epoche lässt sich das Werk oder der Komponist zuordnen?
- Gab es andere Komponisten in jener Zeit, die Ähnliches komponiert haben?
- Haben diese Komponisten abseits dieses Genres andere bedeutende Werke geschrieben?
Man sieht, die Fragen
werden immer spezifischer und sind anfangs zum Teil gar nicht so
leicht zu beantworten. Dennoch wird man genau durch eine solche
Annäherung sehr schnell geübt und bekommt einen Überblick von
klassischen Begriffen, die einem helfen, über den Tellerrand des
jeweiligen Musikstückes zu blicken und sich zu orientieren.
Eben mit diesem
erweiterten Wissen besitzt man die Grundlage, selbstständig nach
weiteren Werken zu suchen, die einem ähnlich gefallen könnten wie
jenes Werk, das die Initialzündung verursacht hat. Nur auf diese
Weise erfüllt sich Stück für Stück der Spruch: Mit dem Staunen
und mit der Neugier fängt jede Wissenschaft an.
Graue Theorie? Unmöglich durchzuführen? Das schafft niemand?
Ich mach es anhand von
drei voneinander unabhängigen, sehr populären Beispielen aus
verschiedenen Epochen vor, die in den nächsten drei Tagen
freigeschaltet werden:
1. „Dem Himmel so nah“
oder Bachs „Air“
2. „Wenn das Schicksal
an die Pforte klopft“ oder Beethoven 5
3. „Süßester Klang im
Todesdrang“ oder Puccinis Arie
Begleitet werden diese
Artikel von vielen repräsentativen Hörbeispielen, die für
Abwechslung, Inspiration und Verdeutlichung sorgen sollen.
Wohlgemerkt: Es handelt
sich hierbei um keine Werkanalysen (dafür gibt es noch viele
Möglichkeiten in weiteren Artikeln) sondern um ein Exerzieren der
oben genannten Methode, sich ohne allzu großem Vorwissen im
musikalischen Gefilde eines kompositorischen Schaffens bzw. einer
Epoche zurecht zu finden. Spezialisieren kann man sich später immer noch, jetzt kommt es uns zunächst auf den Überblick an.
Und als 4. Punkt am 4.
Tag wagen wir uns an das heikle Unterfangen, Beziehungen zwischen
zwei Epochen herzustellen. Ich werde dies anhand von Johann Sebastian
Bach (1685-1750) und Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), also Barock
und Wiener Klassik, versuchen. Ich nenne diesen Artikel „Vollendung
findet neue Bahnen? – Mozart entdeckt den Barock“. Es handelt sich
hierbei um eine Auseinandersetzung
eines Genies mit einem
anderen, die
bis an die Grenzen von
Mozarts Schaffenskraft ging
und ihn
bis zu seinem letzten, unvollendeten
Werk, ja
bis zu seinem Tod hin
begleiten sollte.
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