Montag, 18. November 2013

3. „Süßester Klang im Todesdrang“ oder die italienische Oper


Wir betrachten heute wohl eine der berühmtesten Arien der Operngeschichte. Jeder kann sie mitsummen, doch kaum jemand weiß von der Geschichte, welche diese zarten Melodiebögen verbergen: Es handelt sich um die Drohung eines jungen, florentinischen Mädchens an ihren Vater, sich zu töten, weil dieser ihren Geliebten nicht akzeptiert. Willkommen in der Welt der italienischen Oper, wo Leidenschaft und Herzschmerz noch ungefiltert genossen werden und der Weg in den Tod mit unsterblichen Melodien gepflastert ist.

Noch nie hat ein angedrohter Selbstmord so süß geklungen:




Und nun zu unseren Fragen:

  • Wer hat dieses Werk komponiert?

Zu solchen Melodien im Spannungsfeld einer solchen Tragik ist nur Giacomo Puccini (1858-1924) fähig.

  • Ist das Musikstück ein alleinstehendes Werk oder gehört es zu einem größeren Ganzen?

Es handelt sich um eine Arie aus der Oper „Gianni Schicchi“. Diese ist eine Oper in einem Akt, welche mit zwei weiteren Einaktern zu einer Triologie „Il Trittico“ vereinigt ist. Jeder einzelne Teil beinhaltet eine in sich geschlossene Handlung, die mit den anderen nichts zu tun hat.

  • Hat der Komponist weitere Werke dieses Genres komponiert?

Puccini gehört zu den größten Opernkomponisten der Musikgeschichte. Opern wie „La Bohéme“, „Tosca“ und „Turandot“ gehören er zu den meistgespielten und gefeiertsten Opern weltweit.

Es sei aber dazugesagt, dass man die Melodie schöner Arien auch unabhängig der Opernhandlung genießen kann. Allerdings bekommt man durch den Handlungs-Kontext eine bessere Vorstellung, warum der Komponist die eine oder andere Arie konzipiert hat, da sie Höhepunkte des Spannungsbogens dramaturgisch perfekt unterstreichen. Zumindest, wenn es sich um eine gelungene Oper handelt ...

Wer dennoch lieber schöne Arien für sich alleine unabhängig der Oper genießt, der wird bei Puccini fündig:Quando m’en vò“, „Vissi d'arte“, „Nessun dorma“ und wie sie alle heißen sind unsterbliche Arien Puccinis, die auf jeder „Best of opera“-CD nicht fehlen sollten.

Und auch wenn jemand die italienische Sprache nicht mag (was mir persönlich ein Rätsel wäre), so gibt es in der französischen Oper ebenfalls ein reiches Repertoire, an dem man sich bedienen kann. Das bekannteste Beispiel hierfür ist Georges Bizets „Carmen“. So manche Melodie daraus liegt so manchem Opernfreund gerne auf den Lippen:





  • Welcher Epoche lässt sich das Werk oder der Komponist zuordnen?

Puccinis Melodiebögen und Orchestrierung sind tief in der Spätromantik verwurzelt und verarbeiten die perfektionierte Leitmotivtechnik Richard Wagners (1813-1883). In Puccinis Spätwerk kann man auch Einflüsse des Impressionismus ausmachen.

Viele Opern Puccinis weisen Züge des um 1890 entstanden Verismus auf, der versucht, naturalistische, realistische Einflüsse auf die Bühne zu bringen. Das bedeutet zum einen, dass die Handlung der Oper nicht mehr in irgendeinem fremden Märchenreich oder in Walhalla spielt, sondern in realen Orten unter normalen Menschen, die andere Sorgen haben, als den heiligen Gral zu finden.

Zum anderen führt der gesteigerte Realismus auch zu drastischeren, authentischeren Gewaltdarstellungen, die ohne Zauberflöten, Drachenblut und Tarnkappen auskommen, sodass leidenschaftliche Ausbrüche direkt und unzensiert dem Publikum vermittelt werden können.

Cool, oder?!

  • Gab es andere Komponisten in jener Zeit, die Ähnliches komponiert haben?

Tendenzen zur Oper des Verismus gehen bereits auf Georges Bizets (1838-1875) „Carmen“ als auch auf Giuseppe Verdis (1813-1901) „La Traviata“ zurück.

Doch die erste rein veristische Oper schrieb Pietro Mascagni (1863–1945) mit seinem Meisterwerk „Cavalleria Rusticana“. Diese Oper trieft vor unverblümter Leidenschaft, Gewalt und Weltschmerz. Sie traf den Nerv der Zeit und fasziniert bis heute. Es hat schon einen Grund, warum diese Oper im dritten Teil des „Der Pate“ den Höhepunkt der Handlung gestaltete. Mafia, Vergeltung und Mord passen zum Verismus wie das Glas Chianti an den Mund.

Doch auch unabhängig des organisierten Verbrechens und des Auftragsmords kann diese Musik direkt ins Herz treffen:




  • Haben diese Komponisten abseits dieses einen Genres andere bedeutende Werke geschrieben?

Nein, Puccini und Mascagni sind uns heute ausschließlich als Opernkomponisten in Erinnerung, was ihrem Weltruhm aber keinen Abbruch tut.



Somit beende ich die Einleitung zum Blog über die Methode, wie man sein Halbwissen etwas ergänzen kann, und freue mich auf morgen, wenn im Rahmen des umfangreichen Artikels „Vollendung findet neue Bahnen? – Mozart entdeckt den Barock“ der Versuch unternommen wird, Verbindungen zwischen zwei unterschiedlichen Epochen zu knüpfen.

Mozart wird der Hauptverdächtige sein, Bach und Händel seine Komplizen und eine Kompositionsstube in Wien der Tatort!

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