Montag, 24. Oktober 2016

"Mozarts Italienreise - Die frühe Reife"



Wenn ein Jüngling seine eigene Schaffenskraft entdeckt und ungestüm zur Tat schreitet, um sich zu beweisen, so kann etwas Großes dabei entstehen. Wenn der junge Schaffende jedoch Wolfgang Amadeus Mozart heißt, so muss man sich wohl auf neue Maßstäbe gefasst machen. So war es auch, als er sich vierzehnjährig einer Gattung zuwandte, die damals noch nicht älter war als er selbst, doch bald zur Königsdisziplin der Kammermusik avancieren sollte: Mozart schrieb sein erstes Streichquartett.


Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) unternahm von Dezember 1769 - März 1771 gemeinsam mit seinem Vater Leopold Mozart (1719-1787) eine Italienreise, um an den großen Fürstenhöfen und auch im Vatikan vorzuspielen. Am 15. März 1770 übernachteten die Mozarts auf der Fahrt von Mailand nach Parma in der Bischofsstadt Lodi in der Lombardei. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, welch ein wunderbares Ereignis in jener Nacht geschehen sollte: Der gerade erst vierzehnjährige Mozart wurde von der Muse geküsst und schrieb innerhalb weniger Stunden drei Sätze eines Streichquartettes in G-Dur (KV 80). Es war Mozarts erste Auseinandersetzung mit dieser königlichen Gattung, welche selbst erst wenige Jahre zählte, da Joseph Haydn (1732-1809), der als Begründer des modernen Streichquartettes gilt und später Mozarts väterlicher Freund wurde, seine ersten Quartette Mitte der 1750er Jahre um die Zeit, als Mozart geboren wurde, komponierte.

Was dem jungen Mozart in jener Nacht gelang, ist von atemberaubender Vollendung und Frische. Es ist ein frühes Meisterwerk, das uns mit seiner Klarheit und Eleganz in Dankbarkeit und Demut den großen Weg erahnen lässt, der Mozart in seinem leider allzu kurzen Leben damals noch bevorstand:




Mozart komponierte das Finale zu diesem Quartett, den vierten Satz, wenige Jahre später und nahm die gesamte Komposition 1777 als vollgültiges Werk und Zeugnis seines Könnens auf eine Reise nach Paris mit. Er schien mit dem Werk zufrieden gewesen zu sein, das er der Inspiration einer Nacht verdankte und das einen Jüngling zur ersten frühen Reife führte.