Montag, 30. Dezember 2013

"Silvester – Ein Fest nicht nur für Pauken und Trompeten"


Liebe Freunde der klassischen Musik,

Der Blog-Gründer Lukas Sölkner übertrug mir die ehrenvolle Aufgabe, festliche Musik für den Jahreswechsel zusammenzustellen. Ich nehme diesen Artikel gerne in Angriff, obwohl ich gestehen muss, dass ich nicht sonderlich viel klassische Musik, die rein für den Jahreswechsel komponiert wurde, kenne. Natürlich sind einige Kantaten für Neujahr von Johann Sebastian Bach (1685-1750) bekannt. Man muss allerdings dazu sagen, dass Bach hierbei weniger korkenknallenden Champagner und ein festliches Feuerwerk im Sinn hatte!


Bach feierte nämlich als tiefgläubiger Christ zu Neujahr immer die Beschneidung des Herrn (Circumcisio Domini), die acht Tage nach dessen Geburt stattgefunden haben soll. In vollem Bewusstsein, dass viele dieses Fest nicht im Sinn haben, wenn das Jahr die Stunde Null erreicht, kann man diese Musik aber dennoch hören und genießen. Wie zum Beispiel die sehr festliche Neujahrskantate „Jesu, nun sei gepreiset“, BWV 41:




Aber, um nicht zu sehr in religiöse Gefilde zu geraten, wenden wir uns nun weltlicheren Anlässen für festliche Musik zu. Einer dieser Anlässe war beispielsweise das Ende des österreichischen Erbfolgekrieges 1748. Dieser hat zwar rein gar nichts mit Neujahr zu tun, ist aber dennoch untrennbar mit dem feierlich-silvesterlichen Feuerwerk verbunden. Da dieses Kriegsende Frieden für Europa bedeutete, ließen viele Könige festliche Musik komponieren. Einer davon war der englische Monarch George II., dem ein großes Open-Air-Konzert mit einem gigantischen Feuerwerk vorschwebte.

Zufällig hatte George einen nicht besonders untalentierten Namensvetter als Hofkomponisten: Georg Friedrich Händel (1685-1759). So kam es, dass dieser sein gigantisches Werk „Music for the Royal Fireworks“, die Feuerwerksmusik (HWV351), komponierte und unter freiem Himmel zur Aufführung brachte. Das Wetter soll allerdings miserabel gewesen sein und der richtige Einsatz für das Feuerwerk wurde angeblich verpasst. Es entstand dennoch ein Stück Musikgeschichte, das feierlicher kaum sein könnte:




Natürlich bedarf es nicht immer große Orchester, um einen Anlass voll Würde und Erhabenheit zu begehen. Man kann sich auch auf die kleine Form am Klavier beschränken. Dies bewies Domenico Scarlatti (1685-1757), der sich im frühen 18. Jahrhundert in Rom gerne mit Händel am Cembalo und an der Orgel duellierte. Ein unvergessliches Werk Scarlattis ist seine festliche Sonate in D-Dur, K.491:




Um aber von den 1685er Jahrgängen wie Bach, Händel und Scarlatti (lustiger Zufall!) weg zu kommen, kann auch in der Romantik sehr feierliche Klaviermusik entdeckt werden. Wie wäre es zum Beispiel mit Frédéric Chopins (1810-1849) unsterblicher Polonaise, op.53, auch „die Heroische“ genannt:
 



Mein Mitleid mit dem Klavier wechselt sich bei diesem Stück stets mit ehrfürchtiger Bewunderung ab.

Aber keine Angst, auch in der Romantik gab es feierliche Musik für ein volles Orchester. Man nehme einfach ein kleines Schmankerl für Filmliebhaber, das ab Minute 4:20 jeder kennen wird. Der Komponist dieses Werkes ist der wunderbare Gioacchino Rossini (1792-1868), der mit 37 Jahren und nach 39 Opern dem Komponieren für immer den Rücken zuwandte und sich nur noch mit Kochen und Essen beschäftigte.

Von Rossini stammt auch der wunderbare Satz:

Ich gebe zu, dreimal in meinem Leben geweint zu haben: als meine erste Oper durchfiel, als ich Paganini die Violine spielen hörte und als bei einem Bootspicknick ein getrüffelter Truthahn über Bord fiel.“

Mir blutet das Herz und hier ist seine feierlichste aller Ouvertüren „La gazza ladra“:




Wenn es allerdings um festliche Musik für den Jahreswechsel geht, kommt man um eine Art von Musik nicht herum, dem Walzer. Die meisten Österreicher begehen das neue Jahr im Tanzschritt mit ihrer oder ihrem Liebsten und zeigen so, dass sie schwungvoll zu neuen Taten im neuen Jahr schreiten wollen.

Ich möchte mit den zwei beliebtesten Wiener Walzern schließen. Der erste Wiener Walzer ist (wie könnte es anders sein) von einem Russen. Es ist der „Blumenwalzer“ von keinem Geringeren als Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840-1893) aus dessen Ballett „Der Nussknacker“:




Und sollte ich jetzt alle puristischen Freunde des Wiener Walzers gekränkt haben, hier die geheime Nationalhymne Österreichs, mit der Millionen von Österreichern das neue Jahr begehen werden.

Es ist natürlich der „Donauwalzer“ von Johann Strauss Junior (1825-1899):
 



Ich hoffe, dass die Musikauswahl (dem Anlass entsprechend) feierlich genug war und bedanke mich für die Chance, diesen Artikel gestalten zu dürfen.

Sölkners Klassik-Kunde wünscht allen einen guten Rutsch und ein glückliches neues Jahr!!!

Johannes Clemens Denton und Lukas Sölkner

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