Samstag, 20. Dezember 2014

"Der Messias - Händels Werk und Mozarts Beitrag"


Weihnachten naht in großen Schritten und der Advent läuft seiner heißen Phase zu. In dieser Zeit ist die Luft nicht nur mit Vorfreude, Weihrauch und dem Geruch von Glühwein erfüllt, sondern auch mit wunderbaren Liedern, die sich voll und ganz Weihnachten und der Geburt eines bestimmten Kindes widmen. Die meisten davon sind volkstümlich-bäuerlicher Herkunft und fest mit der Region verbunden, in der sie entstanden sind. Manche entbehren jedoch solcher Herkunft gänzlich und wurden als Teil eines Gesamtwerkes konzipiert, das von Anfang an für ein größeres, internationales Publikum bestimmt war. Eines dieser Werke ist das Oratorium "Der Messias" von Georg Friedrich Händel (1685-1759), aus dem viele weltbekannte Arien und Chorstücke stammen. Ein Chorstück avancierte sogar zu einem der beliebtesten Weihnachtsliedern aller Zeiten, das engelsgleich den Zauber dieser Zeit einfängt und verkündet.


Das Oratorium "Der Messias" (engl. "Messiah") wurde 1742 in Dublin uraufgeführt und besteht aus drei Teilen. Der erste Teil beschäftigt sich mit der Ankündigung des nahenden Messias durch Propheten sowie dessen Geburt; der zweite Teil hat die Passion und den Tod desgleichen zum Thema und der dritte seine Auferstehung. Aus rein weihnachtlicher Betrachtung ist daher lediglich der erste Teil interessant. So ist es nicht verwunderlich, dass mögliche Weihnachtslieder vermehrt im ersten Teil auftreten.

So ist es auch mit dem wunderbaren Chorwerk "For unto us a child is born", das sich ganz der Freude und dem Jubel über die Geburt des Messias verschreibt. Es ist eines von Händels Glanzstücken, das zu Recht als einer der Höhepunkte des Oratoriums gilt und bis heute eines der beliebtesten Weihnachtslieder ist:




Nach der Uraufführung trat "Der Messias" seinen Siegeszug durch das gesamte Vereinigte Königreich an und wurde 1770  sogar in New York (damals noch englische Kolonie) aufgeführt. Aber auch in Städten anderer Länder war der Erfolg dem Werk nicht verwehrt. Das war beispielsweise 1768 in Florenz und 1777 in Mannheim der Fall. Speziell die Aufführung in Mannheim ist möglicherweise für die Musikgeschichte von besonderer Bedeutung, da hier ein junger Komponist namens Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) anwesend gewesen sein soll. Es war der vielleicht erste Kontakt von Mozart mit Händels Werk, bevor sich Mozart in den 1780ern noch einmal ganz intensiv mit Händel auseinandersetzen musste.

Der Grund dafür war ein Diplomat im Dienste der Habsburger namens Gottfried van Swieten (1733-1803), der Mozart mit Manuskripten von barocken Komponisten wie Johann Sebastian Bach (1685-1750) und eben auch Georg Friedrich Händel (1685-1759) vertraut machte. [Siehe hierzu auch den Artikel "Vollendung findet neue Bahnen? - Mozart entdeckt den Barock" vom November 2013 auf Sölkners Klassik-Kunde] So kam es, dass van Swieten die Gesellschaft der Assoziierten, eine Versammlung musikinteressierter Adliger, gründete, welche Mozart mit der Bearbeitung von einigen Barock-Werken Händels auf Grundlage eines deutschen Textes beauftragte.

Eines dieser Werke war (wie könnte es anders sein) "Der Messias", welcher in Mozarts Fassung 1789 in Wien aufgeführt wurde. Mozart verleibte Händels Werk nicht nur ein deutschsprachiges Libretto ein, sondern veränderte auch einige Chorpassagen zu Gunsten einiger Solisten und erweiterte das Orchester mit Pauken und Posaunen. So kam es, dass auch unser Weihnachtslied "For unto us a child is born" in neuer Gestalt mit einem etwas veränderten Klangbild erschien. Es hieß nun "Uns ist zum Heil ein Kind geboren" und trägt neben Händels Gestalt auch Mozarts Züge:




Welche Version man auch immer bevorzugt, zwei große Meister haben sich um dieselbe Komposition verdient gemacht. Es handelt sich um Händels Werk und Mozarts Beitrag, ein barockes Original und eines im Kleide der Wiener Klassik. Zwei Epochen reichen sich hier die Hände und das zu Ehren eines einzigen kleinen Kindes, eben des Messias, des Grundes, weshalb es Weihnachten überhaupt gibt.

Nicht nur gläubige Engelszungen, sondern auch Musikfreunde rufen hier: "Halleluja!!!"

So auch Händel im zweiten Teil seines "Messiah":




Ein frohes Weihnachtsfest wünscht das Team von Sölkners Klassik Kunde!

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